Im Mai und Juni 2021 wurde das schöne Wetter im Gebirge genutzt um auf den Spuren des "Weißen Goldes" Kaolin in der Karlsbader Region zu wandeln. Natürlich lag das Hauptaugenmerk auf der Eisenbahn welche in diesem Zusammenhang eine nicht unwesentliche Rolle spielte beziehungsweise noch immer spielt. War es doch erst die Bahn welche es ermöglichte den Rohstoff und dessen Erzeugnisse in größeren Mengen günstig zu transportieren. Beginn des ersten Teiles ist der Bahnhof Nová Role (Neurohlau) an der Tart 142 Karlovy Vary - Johanngeorgenstadt. Neurohlau gehörte ursprünglich zur Lokalbahn Chodau – Neudek (Chodov - Nejdek). Nachdem 1899 die Strecke Karlsbad – Johanngeorgenstadt eröffnet war wurde der Abschnitt Nejdek - Nová Role dieser zugeordnet. Dadurch verlor der verbliebene Streckenast Nová Role nach Chodov an Bedeutung da der meiste Verkehr von Karlsbad Richtung Erzgebirge nun nicht mehr über Chodov sondern direkt auf kurzem Weg via Stará Role (Alt-Rohlau) abgewickelt wurde. Im Fahrplan von 1938 als Kursbuchstrecke 171f gelistet gab es sogar einen Zuglauf Schwarzenberg (Erzgeb) – Neu Rohlau – Chodau - Karlsbad. Hier kommt das "Weiße Gold" zum ersten mal ins Spiel. Direkt neben dem Bahnhof befinden sich die ehemaligen Bohemia-Keramische Werkstätten AG heute Karlovarský porcelán a.s. Thun. Während des Zweiten Weltkrieges entstand hier ein Konzentrationslager. Dieses war ein Außenlager des KZ Ravensbrück und danach des KZ Flossenbürg. Die Häftlinge mussten in dem von der SS beschlagnahmten Unternehmen arbeiten. Am 02.06.wartete 810 201-4 als Os27112 Nova Role - Loket předměstí neben der Porzellan Fabrik in Neu Rohlau auf Ausfahrt.
Von Neurohlau nach Božičany (Poschetzau), neben Mírová (Münchhofder) eine der beiden einzigen unterwegs Station bis Chodov (Chodau) an der Egertalbahn. Ende des 19. Jahrhunderts hatten der erfolgreiche Abbau von Kaolin und der damit verbundene Aufschwung der Porzellanherstellung in der Karlsbader Umgebung zur Gründung der Zettlitzer Kaolinwerke AG geführt, die 1892 den Markennamen Zettlitzer Kaolin registrieren ließ. Als direkter Nachfolger der Zettlitzer Kaolinwerke hat die Firma Sedlecký Kaolin A.s. heute ihren Hauptsitz in Božicany und agiert als einer der führenden tschechischen Lieferanten von geschlämmten Kaolinen und Produkten auf Kaolinbasis, die vor allem für die Keramik-, Papier- und Chemieindustrie bestimmt sind. 810 201-4 als Os27112 Nova Role - Loket předměstí durcheilt am Nachmittag des 02.Juni den Haltepunkt ohne Stopp.
Im Gelände parkten zwei betagte Rangierdiesel. Hierbei handelt es sich um eine T 212.0 (Baureihe 702) und eine T 211.2 (701.3) mit der Nummer 701 315-4.
Bahnhof Chodov an der Egertalbahn ist erreicht.
Nur einen Station liegt auf der kurzen fünf Kilometer langen Nebenbahn von Nové Sedlo (Neusattl) an der Srecke Chomutov – Cheb nach Loket (Elbogen). Hier in Loučky (Grünlas) direkt neben dem ehemaligen Bahnhof, heute nur noch Haltepunkt befindet sich die Porzellan Fabrik Rudolf Kämpf heute Leander Manufactory womit wir wiederum beim Kaolin dem "Weißen Gold" angekommen wären.
Bereits am 30.Mai wartete 810 548-8 als Os 27131 Loket - Chodov im Bahnhof von Loket auf Ausfahrt. Die gesamte historische Altstadt steht unter Denkmalschutz. Wegen seines Stadtbildes wurde Loket auch als Böhmisches Rothenburg gerühmt. Die Stadt ist traditionelles Ausflugsziel der Karlsbad Kurgesellschaft. Die Brüder Haidinger gründeten 1815 unter der Schirmherrschaft des Direktors der Wiener Porzellanfabrik, M. Niedermeyer, die Wiener Porzellanfabrik Elbogen. 1873 veräußerten die Haidinger-Erben die Fabrik an Springer & Oppenheimer. Als Springer & Co., wie der Firmenname nach dem Ausscheiden von Oppenheimer lautete, schloss sich das Unternehmen als einer der ersten Betriebe der 1918 gegründeten ÖPIAG an. Nach 1945 wurden die Betriebe der EPIAG verstaatlicht und gingen später in Karlovarský Porcelán (heute Thun 1794 a. s.) auf.
Loket liegt malerisch auf einem dreiseitig von der Eger umflossenen Felsen. Die Flussbiegung ähnelt optisch einem Ellenbogen, was zur deutschen Ortsbezeichnung Elbogen führte. Schon Johann Wolfgang von Goethe, der mehrfach in Loket weilte, schwärmte vom böhmischen Rothenburg. Der von historischen Wohnhäusern gesäumte Marktplatz, die vom Bildhauer Karl Stülp gestaltete Dreifaltigkeitssäule, die St. Wenzels Kirche mit kunstvollem Interieur und das Rathaus im frühbarocken Stil.
Bahnhof Loket předměstí (Elbogen Fabrik). Ursprünglich gehörte jener zur Eisenbahn Schönwehr–Elbogen welche am 7. Dezember 1901 eröffnet wurde. In Krásný Jez (Schönwehr) zweigte die Linie von der Strecke Karlsbad - Marienbad ab. Wegen Oberbauschäden musste am 31. Mai 1997 der Gesamtverkehr zwischen Loket předměstí und Krásný Jez eingestellt werden. 2013 wurde der 6 Kilometer lange Abschnitt Krásný Jez – Ležnice instandsetzen und seit dem für gelegentlichen Güterverkehr reaktiviert. Das kurze verbliebene Stück von Loket předměstí bis Loket hingegen wird mehrmals am Tag von der ehemaligen Elbogener Localbahn Strecke mit bedient. Die in Nové Sedlo u Lokte früher Neusattl kommende Strecke nach Loket wird jene zwei Kilomerter bis zum heutigen Streckenende verlängert.
Als letztes Bild, 810 201-4 als Os27129 Loket předměstí - Chodov kurz nach der Eger Brücke im Stadtgebiet Loket. Der kleine Triebwagen hat gerade die Eger Brücke kurz nach dem Haltepunkt Loket předměstí (Elbogen Fabrik) verlassen und wird in kürze den Stadt Tunnel passieren um danach in den Bahnhof Elbogen einzufahren.
Etwas weiter östlich liegt Dalovice (Dallwitz) ein Vorort von Karlsbad (Karlovy Vary), gelegen an der Egertalbahn Chomutov–Cheb. Das Dorf Dalovice gehörte ursprünglich zu den Lehngütern der Burg Loket. Hier beginnte die Bahnstrecke 141 Merklín–Dalovice. Die Konzession zum Bau und Betrieb erging an die Buschtěhrader Eisenbahn welche auch den Betrieb auf der Egerstrecke abwickelte. Eröffnet wurde die Strecke am 1. Oktober 1902. Den Betrieb führten die k.k. Staatsbahnen (kkStB) auf Rechnung der Eigentümer aus. Erste Station hinter Dallwitz ist Sadov (Sodau) und hier kommt das "Weiße Gold" ins Spiel. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Abbau der Kaolinlagerstätten bei Sodau durch die Zettlitzer Kaolinwerke. Noch heute betreibt die Sedlecký Kaolin Inc. am Standort Sadov ein Werk zur Kaolin Veredelung samt Bahnanschluss. Das Gleis wird allerdings aktuell nicht mehr genutzt, ist aber weiterhin vorhanden.
In Podlesí (Halmgrün) am Bahnübergang der Ortsstraße nach Dallwitz rollte 810 666-8 als Os27256 Karlovy Vary dolní nádraží - Merklin am 03.06.21 seinem Ziel entgegen. Kurz nach dem Bahnübergang befindet sich der kleine Haltepunkt des Ortes.
Wenig später kurz nach Velký Rybník (Großenteich) konnte 810 666-8 erneut abgelichtet werden. Im Umfeld von Velký Rybník, einem beliebten Naherholungsgebiet der Karlsbader befinden sich zahlreiche stillgelegte Kaolin Altbergbau Löcher.
Blick auf den Namensgebenden See der Gemeinde Velký Rybník.
Als nächstes wird Hroznětín (Lichtenstadt) erreicht. Die Stadt liegt an der Wistritz, am Fuße des Erzgebirges. Hervorzuheben währe der um 1500 angelegte Jüdischer Friedhof. Zwischen Hroznětín (Lichtenstadt) und Hroznětín zastávka (Lichtenstadt Maschinenfabrik) am Kilometer 2,0 rollt der kleine Triebwagen weiter in Richtung Erzgebirge.
Kilometer 0,00 Merklín ist erreicht. 810 341-8 wartete nun als Os 27257 nach Karlovy Vary auf Ausfahrt.
Ausfahrt Os 27257 Merkelsgrün - Karlsbad am Fuß des Erzgebirges unterhalb des Plešivec, gelegen in einem Talkessel an der Einmündung des Eliášův potok in die Bystřice.
Zum Schluss noch 810 666-8 im Bahnhof Hroznětín mit dem Erzgebirge im Hintergrund.
MfG !! Mirko Riedel